Am 29. Juli ist Mikis Theodorakis 90 Jahre alt geworden. Der auf der Insel Chios geborene Komponist und Musiker war in der Zeit der griechischen Militärdiktatur 1967 bis 1974 eine der wichtigsten Stimmen des griechischen Widerstands. Berühmt ist er für die Filmmusiken zu Alexis Sorbas (1964, Michael Cacoyannis), Z (1969, Constantin Costa-Gavras) und Serpico (1973, Sidney Lumet). Außerdem vertonte Theodorakis den Gedichtzyklus Canto General von Pablo Neruda, mit dem der chilenische Nobelpreisträger für Literatur in 231 Gedichten eine enzyklopädische Geschichte Südamerikas verfasst hat. Eine deutsche Übesetzung besorgte der wie Theodor Fontane in Neurupin geborene kommunistische Dichter Erich Arendt, die 1953 im DDR-Verlag Volk und Welt erschien.
Im Internet gibt es mehrere Versionen des von Theodorakis vertonten Oratoriums, hier habe ich eine Live-Aufnahme mit Theodorakis am Dirigentenpult aus Chile aus dem Jahr 1993 verlinkt, 20 Jahre nach dem Putsch von Augusto Pinochet. Die chilenische Diktatur begann ein Jahr, bevor die griechische Junta an ihr Ende kam. Das erste Konzert von und mit Theodorakis nach dem Ende der Diktatur fand am 10. Oktober 1974 im Karaiskakis-Stadion statt, wo heute Olympiakos Piräus seine Heimspiele austrägt. Eine Verszeile des griechischen Nopelpreisträgers für Literatur Odysseas Elytis aus To Axion Esti, dem ersten Musikstück, das in dem Ausschnitt gezeigt wird, heißt: „Damit sich die Sonne dreht, braucht es Tausende von Toten.“
Beide deutsche Staaten nahmen Tausende politische Flüchtlinge aus Griechenland und Chile auf. Michelle Bachelet, nach ihrer ersten Amtszeit 2006 bis 2010 seit 2014 wieder Präsidentin Chiles, floh mit ihrer Mutter über Australien in die DDR und studierte an der Humboldt-Universität Medizin. 2006 erhielt sie die Ehrendoktorwürde der Charité. Nikos Kotzias, der seit Januar 2015 griechischer Außenminister ist, floh als Kommunist in die Bundesrepublik und studierte in den siebziger Jahren in Gießen Volkswirtschaft und Politik, danach war er in Oxford und Harvard. Zu beiden Diktaturen unterhielt Franz-Josef Strauß beste Kontakte. Auch damals genoß eine solide Währungspolitik oberste Priorität. Laut Spiegel soll Strauß Mitte der siebziger Jahre die Drachme als die stabilste Währung der Welt bezeichnet haben.