© Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten 2020

Polizeiausbildung und Erinnerung in Oranienburg

HISTOX Bildung und Lernen, Zeit und Geschichte

Perspektiven auf die Geschichte des Konzentrationslagers Sachsenhausen
© Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten

Die Hochschule der Polizei des Landes Brandenburg befindet sich seit mehr als zehn Jahren in Oranienburg, einer Stadt etwa 30 Kilometer nördlich von Berlin. Bötzow hieß das Dorf ursprünglich, dessen slawische Wurzeln im 13. Jahrhundert liegen. 1650 machte der brandenburgische Kurfürst Friedrich Wilhelm, „der Große Kurfürst“, seiner Frau Luise Henriette von Oranien, Bötzow zum Geschenk. 1652 wurde dort das Schloß Oranienburg gebaut, in dem Luise 1663 das erste europäische Porzellankabinett einrichtete.

270 Jahre später, im März 1933, machte die SA-Standarte 208 aus einer stillgelegten Brauerei mitten in der Stadt eines der ersten Konzentrationslager des NS-Systems. In der Zeit bis zu seiner Schließung im Sommer 1934 gingen etwa 3000 Gefangene durch dieses frühe Lager, mindestens 16 Menschen kamen ums Leben, darunter der anarchistische Schriftsteller Erich Mühsam (1878-1934). Dem SPD-Reichstagsabgeordneten Gerhart Seger (1896-1967) gelang die Flucht. Mit seinem Buch „Oranienburg“, erschienen 1934 im Exil, und seinen zahlreichen Vorträgen in den USA machte der den Namen der Stadt zu einem Synonym des nationalsozialistischen Lagersystems.

Schutzhaftlager, SS-Kommandantur, Truppenlager

Im Herbst 1936 wurde in Oranienburg das Konzentrationslager Sachsenhausen errichtet. Benannt nach einem kleinen Dorf in der Nähe wurde es von der SS als Musterlager konzipiert und – wie alle anderen Lager nach der Entmachtung der SA – auch von der SS verwaltet.

Zur ursprüngliche Anlage gehörten das dreieckige Schutzhaftlager, in dem die Gefangenen untergebracht waren, die SS-Kommandantur, von der aus SS-Offiziere sowie Beamte von Gestapo und Kriminalpolizei unter Befehl des Kommandanten Sachsenhausen verwalteten; außerdem gab es ein SS-Truppenlager, in dem Wachmannschaften ausgebildet wurden und Totenkopfverbände kaserniert waren.

Das frühere Schutzhaftlager und die Kommandantur sind heute Teil der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen. Auf dem Gelände des SS-Truppenlagers, auf dem nach 1945 sowjetische Streitkräfte, Abteilungen der Nationalen Volksarmee der DDR und nach 1990 Bundeswehrverbände untergebracht waren, befindet sich heute die Hochschule der Polizei des Landes Brandenburg. Dort arbeite ich als Lehrbeauftragter für Polizeigeschichte, Verfassungs- und Verwaltungsrecht und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. In der Gedenkstätte bin ich in der Besucherbegleitung tätig.

In den Monaten der Schließung wegen Covid 19 hat die Gedenkstätte eine Reihe von Videoclips produziert, in der Besucherguides ein Gebäude oder einen Ort zeigen, der im Zusammenhang mit der Geschichte von Sachsenhausen steht. In einem der Clips erläutere ich das Gelände der Hochschule der Polizei. Das Gelände der Hochschule der Polizei ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, die Gedenkstätte ist seit einigen Wochen wieder geöffnet.