In der Oktober-Ausgabe des Berliner Anwaltsblatt (10/2016) ist ein Beitrag zum 200. Geburtstag von Rudolf von Gneist von mir erschienen. Der in Berlin geborene ordentliche Professor war mit seiner Streitschrift Freie Advokatur (1867) ein Vorkämpfer für den modernen Anwaltsberuf, der mit der Rechtsanwaltsordnung von 1878 geschaffen wurde.
Ein überzeugter Parlamentarier
Als überzeugter Parlamentarier war der Liberale von Gneist Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung, des Preußischen Landtags und des Reichstags. Zwölfmal war er zwischen 1868 und 1893 Präsident des Deutschen Juristentags, und damit öfter als jeder andere, der dieses Amt innehatte. Lebenslang beschäftigte er sich mit dem politischen System Englands, von dort führte er auch den Begriff des Selfgovernment in die politischen Diskussionen in Preußen ein. Im Kampf für eine berufsrechtliche Eigenständigkeit der Rechtsanwälte durch die Einführung von Rechtsanwaltskammern wurde das Selfgovernment fruchtbar gemacht.
Rudolf von Gneist starb 1895 in Berlin, sein Grab befindet sich in Schöneberg, in der Nähe des Potsdamer Platzes ist eine Straße nach ihm benannt. Einige der Werke Rudolf von Gneists sind als Digitalisat vorhanden, darunter:
Berliner Zustände: Politische Skizzen aus d. Zeit von 18. März 1848 bis 18. März 1849, 1849