Sowjetische Kriegsgräber in Deutschland

HISTOX Zeit und Geschichte

Nach der Intervention russischer Streitkräfte auf der Krim und in der Ostukraine forderten Bild und BZ, eine Berliner Lokalzeitung der Axel Springer AG im April 2014, die Panzer am Sowjetischen Ehrenmal im Berliner Bezirk Tiergarten zu entfernen. Nicht nur diese Platitüde macht deutlich, dass zahlreiche Menschen die Opfer und Erfolge der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg gerne aus der deutschen Erinnerung tilgen würden. Ohne ihren T-34 hätte die Rote Armee Nazi-Deutschland nicht besiegt Zum 70. Jahrestag des Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 2015 konnte sich kein*e deutsche Spitzenpolitiker*in dazu aufraffen, an den Feierlichkeiten in Moskau teilzunehmen.

Die Ursprünge der Datenbank liegen im Jahr 2012

Sehr wichtig ist unter diesen außen- und geschichtspolitischen Rahmenbedingungen eine Website, die ihre Anfänge im Jahr 2012 hat. Damals entstand am Deutsch-Russischen Museum in Berlin-Karlshorst die Projektgruppe „Sowjetische Memoriale in Deutschland“. In Kooperation mit dem Büro für Kriegsgräberfürsorge und Gedenkarbeit bei der Botschaft der Russischen Föderation in Berlin sollte sie ein zentrales Verzeichnis aller Standorte der Grabstätten sowjetischer Kriegsopfer erstellen. Gefördert wurde das Projekt durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Stiftung Erinnerung Verantwortung und Zukunft. Die Datenbank enthält 4110 Orte, an denen sich Kriegsgräber sowjetischer Soldaten nachweisen lassen. Auch die Grabstätten russischer Kriegsgefangener des Ersten Weltkrieges sowie Angehöriger der nach Kriegsende in Deutschland stationierten sowjetischen Truppen wurden erfasst. Auf der Karte sieht man, dass sich die Gräber keineswegs nur dort befinden, wo die Rote Armee in Deutschland gekämpft hat.

Die Website sucht Hinweise auf weitere Grabstätten

Die Website spricht von rund 760.000 Toten, die in deutscher Erde bestattet wurden. Der Nachweis dieser Grabstätten ist aber oft kompliziert. Für viele in Konzentrationslagern oder in Gestapo-Haft ermordete sowjetische Staatsbürger existiert keine Grabstelle. Die meisten sowjetischen Kriegsgefangenen ruhten in anonymen Massengräbern. Für Tausende aus der Sowjetunion zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich verschleppte und dort verstorbene Männer, Frauen und Kinder gebe es Grabstätten auf kommunalen und kirchlichen Friedhöfen. Oftmals seien ihre Gräber jedoch unbekannt oder in Vergessenheit geraten.

Auch in Aachen-Laurensberg gibt es ein Memorial. Auf dem Westfriedhof II,  zwei Kilometer vor der Grenze zur Niederlande, wird an 148 sowjetische Männer, Frauen und Kinder erinnert. Sie wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt und starben. Die Betreiber der Datenbank suchen nach wie vor Hinweise auf weitere Memoriale.