Das muslimische Berlin

HISTOX Bildung und Lernen

Vom 9. bis 13. Mai 2011 war ich mit dem Seminar „Das muslimische Berlin“ zusammen mit Margaritta Patron und 25 interessierten Menschen unterwegs. Einer unserer Gesprächspartner war die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus. Das Projekt wurde 2003 als Reaktion auf Bombenanschläge auf zwei Synagogen in Istanbul gegründet und entwickelt Bildungsangebote für Schüler aus muslimischen Familien, um über die jüdische Geschichte in Europa und den Nahostkonflikt zu informieren und so Vorurteile abzubauen. Weitere Stationen waren der Türkische Bund Berlin, das Zentrum Moderner Orient, das alevitischen Gemeindezentrum und vier Moscheen, darunter die Șehitlik-Moschee. Zum Abschluß waren wir bei Hasir zu Mittag essen. Das erste von mehreren Hasir-Restaurants liegt in der Adalbertstraße Nähe Oranienstraße, dort, wo eines der vielen Herzen der Stadt schlägt. Die meisten TeilnehmerInnen nahmen ihren gesetzlichen Anspruch auf jährlichen Bildungsurlaub wahr, auch für mich waren diese fünf Tage eine Möglichkeit, neue Menschen kennen zu lernen und mehr über die Stadt zu erfahren , in der ich seit mehr als zwanzig Jahren lebe.

Die Sehitlik-Camii-Moschee wurde 2005 in Neukölln eröffnet. Sie befindet sich am Columbiadamm, zwischen dem Sommerbad Neukölln und dem früheren Flughafen Tempelhof. Als ich noch in Schöneberg wohnte, kam ich beim morgendlichen Laufen jede Woche daran vorbei. Das Grundstück ist exterritorial und gehört dem türkischen Staat. Seit 1863 befindet sich hier ein muslimischer Friedhof. Der Begräbnisplatz wurde mit der Umbettung von vier in Berlin verstorbenen türkischen Diplomaten in Betrieb genommen und mittlerweile erweitert. Das Grundstück gehört dem türkischen Verteidigungsministerium. Das vom Namen der Moschee abgeleitete Șehit, kann Märtyrer- oder Soldatenfriedhof bedeuten. Wie alle Moscheen hat die Șehitlik Camii eine Nische, die die Gebetsrichtung nach Mekka anzeigt. Wie in vielen Moscheen gibt es hier eine Kanzel, auf die der Imam steigt, wenn er das Freitagsgebet spricht. Allerdings betritt er nie die oberste Stufe als Ausdruck des Respekts vor Gott. Die Freitagspredigt, die aktuelle Kommentare zur Situation der Gemeinde enthält, kann man in deutscher Übersetzung auf der Website nachlesen. Eine Uhr zeigt die fünf Gebetszeiten an, die sich nach dem Lauf der Sonne richten. Die Gebete werden auf arabisch gesprochen. Im vergangenen Jahr wurden mehrere Brandanschläge auf die Moschee verübt, die Sachschaden verursachten. Politische Hintergünde werden bei den Ermittlungen abgestritten. Seit 1997 ist der 3. Oktober auf Initiative des Zentralrats der Muslime bundesweit Tag der Offenen Moschee.  Die Șehitlik-Camii-Moschee und alle anderen Moscheen und Gemeindezentren, die wir besucht haben, stehen jederzeit für BesucherInnen offen.